"Wir sind alle VOI fesch"
02.08.2020

Das Projekt VOI fesch produziert unter anderem Kleidung und Taschen, die mit Kunstwerken von KünstlerInnen mit Behinderungen bedruckt sind. Damit will „VOI fesch“ für mehr Inklusion sorgen. In einem Gespräch mit FashionTouri erzählen Helmuth Stöber (Geschäftsführung) und Patricia Hütter (eigenständige Künstlerin) mehr über das Projekt.
Patricia Hütter ist eine von 22 KünstlerInnen, die für VOI fesch ihre Kunstwerke zur Verfügung stellen. Ihr Fokus liegt bei bunten Zeichnungen auf weißem Papier mit dem Fineliner – in der Art eines Mandalas. „Eine gute Bekannte von mir hat mich auf das Projekt aufmerksam gemacht. Dann habe ich Helmuth angeschrieben und gleich eine Antwort bekommen“, so wurde Patricia Hütter ein Teil von VOI fesch.
Patricia Hütter ist für ihre feinen Zeichnungen und Motive bekannt. © FT/ VOI fesch Philipp Schuster
Entstehung von VOI fesch
Hinter VOI fesch steht der Verein für originelle Inklusion. Helmuth Stöber ist auf die Idee für das Projekt gekommen, weil er meint, dass bei vielen Menschen in unserer heutigen Gesellschaft noch Barrieren im Kopf existieren, was den Kontakt zu Menschen mit Behinderung betrifft. Bei seiner ehrenamtlichen Tätigkeit als Sachwalter war er schon früh von den Kunstwerken von Menschen mit Behinderung begeistert. Irgendwann hatte Helmuth Stöber die Idee, diese auf T-Shirts zu drucken. „Ich habe mit Freunden und meiner Familie darüber geredet, dass es cool wäre, mit Kunst das Thema Inklusion in die Mitte der Gesellschaft zu rücken“, erzählt er. Laut Helmuth Stöber ist die Kunst eine gute Möglichkeit, um auf Talente und Fähigkeiten von Menschen mit Behinderung aufmerksam zu machen. Der Druck von Kunstwerken auf Modeartikel wie T-Shirts oder Taschen verhilft zu mehr Sichtbarkeit.
Helmuth Stöber fehlte lange der Kontakt zu Menschen mit Behinderung. Das änderte er mit dem Projekt VOI fesch. © FT/ VOI fesch Philipp Schuster
Ziele von VOI fesch
Das grundlegende Ziel von VOI fesch ist es, mehr Begegnungen zwischen Menschen mit und ohne Behinderung zu schaffen und zu verdeutlichen, „dass jeder Mensch tolle Talente und Fähigkeiten hat und somit einen schönen Beitrag in der Gesellschaft leistet“, so Helmuth Stöber. Neben den Modeprodukten, organisiert VOI fesch auch Modeschauen und nimmt an diversen Messen teil. Der Name des Projekts hat eine besondere Bedeutung. „Der Begriff VOI fesch (Wienerischer Dialekt) soll ausdrücken, dass wir alle voi fesch (anm. sehr hübsch) sind, egal ob mit oder ohne Behinderung“, erklärt der Geschäftsführer. Das Umdenken soll vor allem auch bei Organisationen stattfinden, deshalb werden auch Aufträge für Sponsoring Services angenommen. Damit will man bei Unternehmen Aufmerksamkeit auf das Thema lenken und etwas in Richtung Inklusion und Anstellungen bewirken.
VOI Fesch organisiert Events wie zum Beispiel Modeschauen (hier am Graben in Wien). © FT/ VOI fesch Mayer
Wie ein T-Shirt bei VOI fesch entsteht
Wenn ein neues T-Shirt produziert werden soll, sucht man zuerst Kunstwerke, die als Motiv zum Druck geeignet wären. In den meisten Fällen kann man dies nicht gleich übernehmen, daher muss es in Absprache mit dem Künstler oder der Künstlerin angepasst werden. Vom Entwurf zu einem vollständigen T-Shirt kommt es dann mit Hilfe des österreichischen Partnerunternehmens Merchzilla (Website: merchzilla.com). In der Produktion wird darauf geachtet, dass die T-Shirts möglichst nachhaltig und ökologisch hergestellt werden.
Bei VOI fesch wird aus Kunst Mode gemacht. © FT/ VOI fesch
VOI fesch Kunstpreis
Dieses Jahr findet schon zum zweiten Mal der VOI fesch Kunstpreis statt. Der Preis soll viele KünstlerInnen aus ganz Österreich dazu motivieren, ihre Talente zu zeigen und ihre Kunstwerke einzureichen. Das Thema des diesjährigen Kunstpreises ist die Gestaltung von LKW – Sattelauflieger. Es wurden 285 Kunstwerke eingereicht. Die Preisverleihung von dem Kunstpreis ist dieses Jahr als Roadtour mit mehrern Stationen in verschiedenen Bundesländern geplant. Am 1. Oktober ist ein Stop in Wien geplant. Die Phase der Einreichung ist schon beendet und auch Patricia Hütter reichte ihre Projekte ein. „Ich dachte mir, dass ich es auf jeden Fall probieren werde“, so die Künstlerin. Beim ersten Kunstpreis war sie unter den Top 5 von mehr als 200 Einreichungen. Die Rangliste ergibt sich aus einer Jury- und Publikumswertung.
Das Finale der Preisverleihung des VOI fesch Kunstpreises findet dieses Jahr am 2. Oktober in Graz statt. © FT/ VOI fesch Sabine Zach
Am Anfang waren Patricia Hütters Erfolge nicht gleich absehbar. „Zuerst hat man mir nicht geglaubt, dass ich die Kunstwerke allein erstellt habe, weil ich doch sehr fein male“, erzählt sie. Es freut sie sehr, dass ihre Kunstwerke bei Helmuth Stöber gut angekommen sind und sie bei VOI fesch als Künstlerin mitmachen kann. Die Inspiration für ihre Kunstwerke kommt immer von ihr selbst. „Wenn ich etwas male, fange ich immer in der Mitte an. Die Muster darauf entstehen dann frei“, erläutert sie.
Helmuth Stöber hofft, dass VOI fesch noch so lange wie notwendig einen Beitrag für die Gesellschaft leistet. „Ich wünsche mir, dass das Thema Inklusion immer mehr verankert wird und von Anfang an mitgedacht wird“, unterstreicht er.
Beitrag von Paloma Pöltinger, Redaktion FashionTouri
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