Vienna Ugly Walk – die hässlichsten Gebäude in Wien

02.08.2020

Dass Wien eine wunderschöne Stadt ist, wissen wir alle. Schönheit kann jedoch schnell langweilig werden. Hässlichkeit bleibt immer interessant. Deswegen zeigt der Londoner Eugene Quinn bei seiner Führung auch nicht die schönsten, sondern die fragwürdigsten Gebäude des 1., 2. und 3. Bezirks. Ein Beitrag von: Anna Flaschberger

 

Alles unter dem Motto „ugly“

Bevor der Walk losgeht, bekommt jede/r von Eugene einen Sticker auf den Handrücken geklebt. Stößt er deshalb auf fragende Gesichter, antwortet der Engländer mit: „The stickers are supposed to be ugly“. Statt Schirm oder Fahne trägt er eine orange Müllabfuhrhose, damit man ihm leichter folgen kann. Außerdem hoffe er auf Regen, damit die Hässlichkeit der Gebäude besser zur Geltung komme. Gleich zu Beginn ist also klar: Das wird keine herkömmliche Führung durch Wien.

 

Vienna Ugly
Eugenes orange Warnschutzhose ist Erkennungsmerkmal und 
Fashion-Statement zugleich. 
© FT/Anna Flaschberger

 

Die Idee für Vienna Ugly entstand 2015 für den Eurovision Song Contest. Die Führung war eine Reaktion auf „all the bad singing“, wie Eugene erzählt. Seit zwei Jahren leitet er nun die englischsprachigen Stadtspaziergänge zu den hässlichsten Bauten Wiens. Der eigentliche Fokus liegt auf dem schlechten Architektur-Geschmack reicher Leute, die theoretisch also die Mittel gehabt hätten, ein schönes Gebäude errichten zu lassen. Dank ihres fehlenden Gefühls für Design kann dieser Walk überhaupt erst stattfinden.

 

Ein Städtespaziergang vorbei an Architektursünden

Der erste Vienna Ugly-Kandidat lässt nicht lange auf sich warten: Der Flakturm im Augarten. Dieser wurde zwar nicht von wohlhabenden Menschen finanziert, ist in dem wunderschönen Park aber definitiv fehlplatziert worden. Eugene spricht sowohl über die nationalsozialistische Geschichte des Turms als auch seine heutige Verwendung bzw. Nicht-Verwendung. Der Engländer ist dabei sehr kritisch, trägt seine Fakten aber auf eine humorvolle sowie witzige Art und Weise vor, sodass man ihm gerne zuhört.

Weiter geht es in Richtung Karmelitermarkt, wo Obst- und Gemüse, aber auch internationale Spezialitäten und regionale Produkte verkauft werden. Dort warten gleich mehrere fragwürdige Gebäude auf eine Beurteilung. Auch öffentliche Bauten bleiben von dem Walk nicht verschont.

 

Vienna Ugly        vienna ugly

Das "Haus der Zeit" trägt sämtliche Exfrauen des Künstlers auf seiner Fassade (links). Das Bundesministerium für Innovation,

Verkehr und Technologie seht ihr rechts. © FT/ Anna Flaschberger 

 

Nach insgesamt elf Gebäuden und 2 ½ Stunden ist die Führung durch Wien zu Ende und der eigene Horizont erweitert.

 

Urteil über Hässlichkeit

Ein wichtiger Teil von Vienna Ugly ist es, dass die TeilnehmerInnen bei jedem Gebäude darüber abstimmen, ob sie es hässlich finden oder nicht. Schönheit liegt bekanntlich im Auge des Betrachters und so gehen die Meinungen diesbezüglich oft auseinander. Eugene selbst nimmt diese Diskussionen sehr ernst und passt seine Führung auch dementsprechend an: „Buildings which don’t get enough votes aren’t ugly enough and therefore I take them off the programme.“

 

Vienna Ugly
Per Handzeichen können die TeilnehmerInnen für
die Hässlichkeit eines Hauses stimmen.
© FT/Anna Flaschberger

 

Provokation ist Teil des Programms

Es geht jedoch nicht nur darum, sich über Bauwerke lustig zu machen. Gesellschaftliche Phänomene wie Schönheit und Reichtum sollen in Frage gestellt werden. Das auf eine humorvolle Weise zu tun, macht es natürlich um einiges interessanter. Dafür nimmt Eugene auch Beschwerden der Hausbesitzer sowie Geldstrafen auf sich. Vienna Ugly darf nämlich offiziell gar nicht als „Tour“, sondern nur als „Walk“ bezeichnet werden. Auf diese und weitere Regeln hat er sich mit der Wirtschaftskammer Wien geeinigt, um die Führung auch in Zukunft geben zu können.

Wer in Wien wohnt, sollte auf jeden Fall einmal auf diesem außergewöhnlichen Stadtspaziergang gewesen sein. Vienna Ugly eignet sich jedoch auch für Touristen, die Wien von einer anderen Seite kennenlernen wollen.

 

Weitere Informationen und Termine findet ihr unter: https://spaceandplace.at/vienna-ugly

 

Anna Flaschberger, Redaktion FashionTouri