Upcycling: Müll wird zu Mode
12.08.2020
Plastik, alte Autogurte oder Biomüll gehören nicht unbedingt gleich in die Tonne. Aus diesen und noch weiteren Abfallprodukten können nämlich Rohstoffe gewonnen werden, die für die Modeindustrie und somit auch für uns interessant sind. Ein Beitrag von: Anna Flaschberger
Bei 959 heißt es abschnallen statt anschnallen
„Unfasten your seatbelts“ lautet das Motto des italienischen Modelabels 959, das sich voll und ganz recycelten Anschnallgurten verschrieben hat. Der Markenname 959 ist auf das Jahr 1959 zurückzuführen, in dem der Autohersteller Volvo Autogurte als Standardausstattung einführte. Aus ihnen kreiert der Designer Paolo Ferrari seit 2009 insbesondere Taschen in allen möglichen Formen und Größen. Neben den Gurten als Hauptmaterial kommen auch recycelte Plastikflaschen und pflanzliche Fasern bei der Produktion zum Einsatz. Pro Modell werden rund 10 Meter Gurt benötigt. 959 legt ebenso viel Wert auf Nachhaltigkeit wie Ästhetik. Dabei entstehen einzigartige Taschen, die ihr guten Gewissens tragen und Blicke damit auf euch ziehen könnt.
Neben Taschen fertigt 959 auch allerlei coole Aufbewahrungsboxen an! © @alexaschempers, © 959
Orangen zum Anziehen – Orange Fiber macht es möglich
Italiens Zitrusfrucht-Industrie produziert jedes Jahr 700.000 Tonnen Abfall. Eine Menge, die sowohl die Herstellerbetriebe als auch die Umwelt überfordert. Die zwei Sizilianerinnen Adriana Santanocito und Enrica Arena konnten mit dem Fruchtbrei und den Überresten der Orangensaftherstellung jedoch etwas anfangen. Sie fanden einen Weg, Teile des Abfalls zu Garn zu verarbeiten, das sich wie Seide anfühlen soll. Seit 2016 können dank ihres Labels Orange Fiber Kleidungsstücke nun aus den Upcycling-Produkt von Zitrusfrucht-Überresten hergestellt werden.
Outfits aus Orange Fiber von H&M (links) und Salvatore Ferragamo (rechts). © H&M, © Ferragamo
Veganes Leder aus Ananas
Die spanische Designerin Dr. Carmen Hijosa hat sich mit Ananas Anam Ltd auf die Überbleibsel der Ananasernte spezialisiert. Sie war auf der Suche nach einer Leder-Alternative. Das gesuchte Material sollte Leder zwar ähnlich sein, aber nachhaltig und ohne Tierleiden hergestellt werden können. Auf einer Ananasfarm auf den Philippinen wurde sie schließlich fündig. Die Fasern der übriggebliebenen Ananasblätter lassen sich zu einem solchen Rohstoff verarbeiten – das war der Beginn von „Piñatex“.
Das spanische Label Sannas Barcelona kreiert Taschen aus Ananasleder (links), MARI MADA macht Schuhe daraus (rechts). © @sannasbarcelona, © @marimadauy
Auch die Wiener Marke @saborka fertigt Accessoires aus dem Material an. © Saborka/Bekki Hoffmann
Müll ist also nicht gleich Müll, sondern kann teilweise wiederverwertet werden und dabei auch noch richtig gut aussehen!
Links:
Orange Fiber: http://www.orangefiber.it/home/
Ananas Anam Ltd: https://www.ananas-anam.com/
Sannas Barcelona: https://sannasbcn.com/
MARI MADA: https://international.marimada.uy/
Saborka: https://www.saborka.at/
Anna Flaschberger, Redaktion FashionTouri
Header: © Pixabay/Michael Schwarzenberger