Die Faszination der Hutmacherei: Unikate von “H’attitude“

14.12.2020

Zu Besuch bei einer etwas anderen Hutdesignerin mit dänischen Wurzeln mitten in Wien

 

Viele denken, dass einem ein Hut nicht steht oder, dass sie damit komplett lächerlich aussehen. Im Prinzip ist es für sie nur ungewohnt zur Abwechslung eine Kopfbedeckung zu tragen. Das stellt ein typisches Problem dar mit dem sich Christina Lichy von H‘attitude des Öfteren herumschlagen muss. Sie sagt hingegen: „Jedem stehen Hüte, man sieht sich selber nur eben selten damit, weshalb man sich zunächst komisch vorkommt.“

Doch mit ihren kreativen Designs und hochwertigem Handwerk, konnte sie bereits viele Menschen überzeugen und zu selbstbewussten HutträgerInnen machen. 

 

Liebe auf den ersten Blick

 

Die gebürtige Dänin hat sich während eins Praktikums im Rahmen ihrer HutmacherInnen-Ausbildung in der „Mühlbauer Hutmanufaktur“ in Wien verliebt und so kurzerhand entschieden hier Fuß zu fassen. Dass Christina zu der Zeit kaum Deutsch sprechen konnte und eigentlich auch keinen Plan hatte, wie sie ein eigenes Geschäft aufbauen soll, hat sie nicht davon abgehalten ihrem inneren Drang nachzugehen. Im Nachhinein würde sie alles vielleicht nicht mehr so überstürzt machen. Auf der anderen Seite ist sie davon überzeugt, dass es gar nicht so schlecht gewesen sei ein Fünkchen „Naivität“ zu haben. So hat sie sich mehr getraut und nicht alles bis ins kleinste Detail durchdacht. Das hat alles Vor-und Nachteile. Inzwischen fertigt sie nur auf Kundenbestellungen Unikate in ihrem kleinen aber feinen Atelier im 5. Wiener Gemeindebezirk an. 

Das Atelier
©FT/H'attitude/Tabea Widmann

Von klein auf mit Hut

 

Der Beruf der Hutmacherin scheint zwar im 21. Jahrhundert schon etwas weit hergeholt zu sein, jedoch ist er für Christine wie gemacht. An Zeiten ohne Hut, kann sie sich kaum mehr erinnern. Denn diese gab es kaum. Schon als kleines Kind ist sie in ihrem dänischen Dorf immer mit einer Kopfbedeckung herumgerannt. Als ich sie gefragt habe, was denn so ausschlaggebend dafür gewesen sei, dass sie so gerne Hüte trägt, konnte sie es mir zunächst nicht erklären. Letztlich war sie einfach von Beginn an davon fasziniert, wie wandelbar diese Accessoires sein können.

 

Alles außer Schwarz liebend gerne

 

Christina geht gerne auf individuelle Bedürfnisse und Ideen ein und kreiert mit viel Liebe ihre Einzelstücke- von klein bis groß über bestickt oder glitzernd- aber bei einer Farbe fängt Christina immer ein wenig an zu zögern -  Schwarz - . Hin und wieder fertigt sie auf explizite Kundenwünsche hin auch schwarze Modelle an, aber dennoch ungern. Für Christina ist Schwarz einfach zu trist und zählt für sie nicht wirklich als Farbe.    

Ausgefallener Hut mit Blume
©FT/H'attitude/Tabea Widmann
Blume als Deko-Objekt
©FT/H'attitude/Christina Lichy

Die Goldenen Fünfziger

 

Auch, wenn „Schwarz“ bei H'attitude eher keinen Anklang findet, schafft es der Vintage-Style dafür umso mehr. Die Hüte sind geprägt von der modischen Ausrichtung und den Vorlieben Christinas und das ist nun einmal der Style der 20er. Schon seit Jahren ist sie von dieser Epoche fasziniert und gestaltet deshalb auch sehr viele Varianten für den eigenen privaten Gebrauch. Nachdem aber inzwischen die meisten Hüte nur noch auf Kundenanfragen produziert werden, hat sie im Moment keine Kollektion, die sie präsentieren könnte. Es wäre nicht so, als hätte sie das nie gemacht, aber Christina hat für sich selber festgestellt, dass sie lieber besondere Einzelstücke herstellt. So hebt sie sich natürlich auch von anderen HutmacherInnen in Wien ab. H'attitude hat sich in einer Nische des Kunsthandwerks angesiedelt, welches in dieser Form und Ausrichtung in Wien nicht noch einmal zu finden ist.

 

Es kann manchmal auch schnell gehen

 

Wenn man sich den Herstellungsprozess eines Hutes anschaut, dann dauert es im Schnitt schon einige Wochen von der ersten Besprechung bis zum finalen Produkt, obwohl es zusammengerechnet nur einige Stunden sind. Oftmals muss Christina jedoch zuerst den richtigen Stoff bestellen (was einige Tage dauern kann) und es ist außerdem auch immer wetterabhängig. Im Winter dauert es beispielsweise immer etwas länger, weil es kälter ist.

 

Schritt für Schritt Anleitung: der Werdegang eines Filzhutes

 

1. Christina sucht sich erst einmal einen passenden Rohling(schon fertig gefilztes Material) aus und packt diesen dann in die Mikrowelle, sodass er schon „dampfig“ wird

2. Dann formt sie mit ihren Händen den Hut so hin, wie sie ihn gerne hätte.  Den Filz packt sie dazu auf eine Holzform. Das Dampfbügeleisen macht dann den Rest der Arbeit.

Holzformen
©FT/H'attitude/Christina Lichy

3. Dann muss der Hut erst einmal schön trocknen. Im Sommer bieten sich die sonnigen Fensterbänke ausgezeichnet dafür an. Im Winter gerne auf die Heizung oder vor den Holzofen. (Wenn es ganz schnell gehen muss: der Backofen als Rettung, aber wirklich nur in der Not)

4. Dann wird der Hut von der Form heruntergenommen und mit Hutsteifeingeschmiert (davor ist der Filz nämlich sehr biegsam)

5. Dann muss alles wieder getrocknet werden

6. Das Hutband ist das nächste, was auf den Hut genäht wird

7. Der Rand wird entweder eingefasst oder eingebogen

8. Der Schluss ist dann eigentlich der kreativste Part der Herstellung, da hier die Deko-Elemente hinzugefügt werden. Es reicht von einfachen Federn, bis hin zu aufregenden Blumen und Bändern. Es gibt eigentlich sehr wenige Hüte, die wirklich überhaupt kein Deko-Element haben.

 

Der fertige Filzhut
FT/H'attitude-Tabea Widmann

 

Ihre Modelle sind sehr unterschiedlich, kreativ und farbenfroh. Für alle die gerne auf extravagante Kopfbedeckungen stehen, ist das hier der richtige Anlaufpunkt. Christina macht auch hin und wieder Hüte für Hochzeiten oder auch Strohhüte und eigentlich alles was sich ihre KundInnen vorstellen.

 

Gefleckter Hut
©FT/H'attitude/Christina Lichy

 

 

Kontakt:

 

Adresse:  Siebenbrunnengasse 73/7-8, 1050 Wien

Website: christinalichy.dk

Instagram: H'attitude

Facebook: H'attitude

 

 

 

 Ein Beitrag von: Tabea-Marie Widmann, Redaktion FashionTouri

 

Header: © FT/ H'attitude/ Christina Lichy